Eine Frau mit Kopftuch schaut einer anderen, am Computer sitzenden Frau über die Schulter und erklärt ihr etwas

Förderung

Das Projekt „NIFA- Netzwerk zur Integration von Flüchtlingen in Arbeit“ wird im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt „Integration von Asylbewerberinnen, Asylbewerbern und Flüchtlingen (IvAF)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Arbeit und Beschäftigung fördern Teilhabechancen

Unser Job prägt unseren Alltag maßgeblich. Mit dem verdienten Geld versorgen wir uns, gestalten unsere Freizeit und nehmen am gesellschaftlichen Leben teil. Für unser Selbstbild, die Entfaltung von Potenzialen, aber auch für die Teilhabe am sozialen Leben ist unser Job wichtig. Die Aufnahme einer Ausbildung oder Beschäftigung ist auch für geflüchtete Menschen der Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland. Doch für Geflüchtete, insbesondere mit Duldung, bedeutet eine Beschäftigung auch das Sichern des Aufenthalts und damit eine längerfristige Bleibeperspektive. Durch komplexe aufenthalts- und sozialrechtliche Rahmenbedingungen ist die Arbeitsaufnahme jedoch sehr herausfordernd. NIFA bietet daher überregional in Baden-Württemberg für Geflüchtete wie auch Multiplikator*innen und Arbeitgeber*innen Beratungs- und Unterstützungsangebote an.

Unser Ziel ist es, die Zugänge zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt für Geflüchtete strukturell zu verbessern. Zudem soll die Beschäftigungsfähigkeit von geflüchteten Menschen mit Arbeitsmarktzugang durch individuelle Maßnahmen erhöht und ihre Integration sowie ihr Verbleib im Arbeitsmarkt unterstützt werden.

Ein Weg mit Hürden

Wir möchten die Geflüchteten nachhaltig auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt unterstützen. Daher ist eine ganzheitliche kultur- wie gendersensible Beratung und Begleitung wichtig. Es ist uns ein Anliegen, die Zielgruppe zu empowern. Wir klären sie über ihre Rechte auf dem Arbeitsmarkt oder die Möglichkeiten der Aufenthaltssicherung und -verfestigung auf, damit sie selbstbestimmt über ihre Zukunft entscheiden können. Um den Verbleib in Ausbildung und Arbeit zu sichern, bleiben wir nach der Vermittlung als Ansprechpartner verfügbar.

Auf dem Weg in schulische Bildung, Ausbildung oder Arbeit sind Geflüchtete mit einer Vielzahl an Hürden und Herausforderungen konfrontiert. Durch fluchtspezifische Faktoren wie der unsichere Aufenthaltsstatus, die Sorge um und die Trennung von Familie und Freunden, die fehlende Privatsphäre in Gemeinschaftsunterkünften und Diskriminierungserfahrungen, stehen sie unter enormer Belastung. Die Pandemie hat bestehende Probleme verstärkt. Durch mangelnde Ausstattung mit Endgeräten, fehlende digitale Kompetenzen oder Angebotslücken wurden viele Geflüchtete in Bezug auf die berufliche Teilhabe abgehängt. Ausbildungsabbrüche, Kündigungen und prekäre Arbeitsverhältnisse haben zugenommen. Einmal mehr zeigte sich die große Bedeutung der nachhaltigen Integration in qualifizierte Arbeit.

Anfänglich mangelnde Sprachkenntnisse sind nur ein Grund, weshalb Geflüchtete keine ihrer Qualifikation entsprechende Anstellung finden. Sie werden häufig bei der Aufnahme einer Beschäftigung diskriminiert und benachteiligt. Vermeintlich kulturelle Unterschiede wirken sich negativ auf die Einstellungsbereitschaft einiger Betriebe aus. Auch der Wunsch des „schnellen Geldverdienens“ steht der langwierigeren Aufnahme eines qualifizierten Beschäftigungsverhältnisses gegenüber und sorgt dafür, dass Geflüchtete in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten. Die eingeschränkten Zugänge zu arbeitsmarktlicher Förderung und die heterogene Anwendungspraxis bei der Erteilung von Arbeits- und Ausbildungserlaubnissen führt für Betriebe zu einem großen Aufwand und Planungsunsicherheit.

Verbesserungen der beruflichen Teilhabe auf struktureller Ebene

zwei junge Frauen mit Kopftuch beraten sich

Um langfristig den Arbeitsmarktzugang von geflüchteten Menschen in Baden-Württemberg auch auf struktureller Ebene zu verbessern, nehmen wir alle relevanten Akteur*innen in den Blick und wirken gemeinsam auf eine Verbesserung der beruflichen Teilhabe hin.
Da die Arbeitsmarktintegration komplex ist, vernetzen wir uns sowohl an unseren Projektstandorten als auch überregional mit relevanten Akteur*innen, teilweise auch auf Landes- und Bundesebene. Wir tauschen uns zu fachlichen Fragestellungen aus, analysieren Handlungsbedarfe hinsichtlich struktureller Verbesserungen, diskutieren Good-Practice-Ansätze, formulieren Handlungsempfehlungen und transferieren diese in die Praxis.
Um unsere langjährige Erfahrung und Expertise zu teilen, bieten wir Fachberatung und zielgruppenspezifische Fortbildungen an. Dabei beraten wir auch Netzwerke und Arbeitsmarktakteur*innen über die NIFA-Region hinaus. Wir schulen zu Themen rund um die arbeitsmarktliche Integration, die Aufenthaltssicherung/-verfestigung und die Beschäftigung von Geflüchteten und stellen unser Erfahrungswissen zur Verfügung.
Zum strukturellen Ansatz von NIFA gehören das Erarbeiten von Best-Practice-Konzepten und das Entwickeln von Qualitätsstandards. So können wir unsere Arbeit nachhaltig an unseren Projektstandorten verankern und gleichzeitig Erfahrungen mit Anderen teilen. Um dieses Wissen greifbar zu machen und aufzubereiten, wirken alle NIFA-Teilprojektpartner an fachlichen Arbeitsgruppen mit.

Mehrwert Netzwerkarbeit

Es haben jedoch nicht nur die Geflüchteten und die Betriebe Unterstützungsbedarf. Bei der Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen sind viele Akteur*innen beteiligt: Mitarbeitende von Agenturen für Arbeit, Jobcentern und in der Flüchtlingsberatung, Bildungs- und Sprachkursträger, öffentliche Verwaltungen, Ehrenamtliche und viele mehr. Rechtliche Zugänge zum Arbeitsmarkt und zu arbeitsmarktlicher Förderung/Qualifizierung sind so komplex, dass nicht alle Akteur*innen über das entsprechende Wissen verfügen und adäquat unterstützen können.

NIFA ist eines von 40 IvAF-Netzwerken bundesweit. IvAF steht für Integration von Asylbewerberinnen, Asylbewerbern und Flüchtlingen und ist ein Handlungsschwerpunkt der ESF-Integrationsrichtlinie Bund des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds. Viele der Teilprojektpartner waren bereits von 2008 bis 2015 Teil des Vorgängerprojekts „Netzwerk Bleiberecht Stuttgart-Tübingen-Pforzheim“ im XENOS-Sonderprogramm „Arbeitsmarktliche Unterstützung für Bleibeberechtigte und Flüchtlinge“.

Mit aktuell 11 Teilprojektpartnern ist NIFA das bundesweit größte IvAF-Netzwerk. Es wirken Akteur*innen aus der öffentlichen Verwaltung, der Flüchtlings-, Bildungs- und Beratungsarbeit an dem überregionalen Netzwerkprojekt mit. Dadurch bieten wir Angebote in den Regionen Stuttgart, Pforzheim, Tübingen sowie den Landkreisen Hohenlohe und Main-Tauber. Durch den heterogenen Netzwerkverbund erzeugen wir Synergien für die Begleitung unsere Zielgruppe, aber auch strukturelle Verbesserungen, denn die Teilprojektpartner bringen verschiedene Kompetenzen, Expertisen und Netzwerke ein.

Für vielfältigere und ganzheitlichere Angebote kooperieren wir eng mit strategischen Partner*innen, u.a. Wirtschaftskammern, Agenturen für Arbeit, Verwaltungen, Wohlfahrtsorganisationen, Bildungsträgern, Betrieben und Unternehmen.

Informationsmaterial

Arbeitsmarktliche Integration von Geflüchteten in Baden-Württemberg

Die Publikation umfasst die Ergebnisse des gemeinsamen Fachtags der IvAF-Netzwerke Baden-Württemberg und der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit vom 10.06.2021. Ergänzt werden die Ergebnisse der Workshops um wissenschaftliche Fachbeiträge und Einblicke in die Beratungspraxis.
 

Flyer NIFA

Der Flyer des Projekts NIFA.

Wie stelle ich einen Härtefallantrag?

Mit dieser Broschüre erhalten Sie einen Überblick über den Härtefallantrag. Ein Härtefallantrag ist oft die letzte Möglichkeit, um einen Aufenthaltstitel in Deutschland zu bekommen. Er sollte ausschließlich gestellt werden, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind.

Projektangebot

An den Projektstandorten beraten wir Geflüchtete zu ihren schulischen und beruflichen Möglichkeiten. Dabei helfen wir, passende Qualifizierungs- und Bildungsangebote zu finden, wie Sprachkurse und fachliche Möglichkeiten der beruflichen Qualifikation. Wir helfen in Kooperation mit dem IQ-Netzwerk bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen und bereiten individuell auf die Berufstätigkeit vor. Dazu gehört es ebenfalls, die Geflüchteten persönlich zu stärken und zu ermutigen und ihnen bei der Aufenthaltsverfestigung zu helfen.

Gleichzeitig bieten wir auch Fachberatung und bedarfsgerechte Qualifizierung für unterschiedliche Multiplikator*innen rund um die Begleitung Geflüchteter auf ihrem Weg in Ausbildung und Arbeitsmarkt wie auch deren Aufenthaltssicherung wie -verfestigung. Wir unterstützen aber auch Arbeitgeber*innen entsprechend rund um das Thema der Beschäftigung von Geflüchteten.

Ansprechperson

Bild: Kirsi-Marie Welt
Kirsi-Marie Welt
0160 7827665
Frau mit langen dunklen Haaren, grünem Oberteil, grauer Jacke und Brille
Christine Specht
Mittelverwaltung
0160 94813213